Freitag, 26. Dezember 2014

The same and the different – translation as a trial of meaning Part I

The following texts will be mostly already written ones but translated in english. This means they also will be new in a way I think I have to talk about. Translating older processes of speaking as I like to call my texts doesn't mean there will be nothing new. It just means feel that I have to do this now and for now I feel too busy because of my phd and a dozen of pther projects i have to do. But lets start at the beginning.
The following translation is decicated to a friend from the ukraine who encouraged me to do this trial. This is exactly what it is: a trial, a process like language itself is. Because of this i am also thankfull for every help in vocabulary and grammar to concretise the meanings. Translation is always a process and in the end always a shifting of meaning too. The meaning of words change, they are never stillstanding nor carry they the same meaning for every person even if they seem to speak the same language. Beside other things this has much to do with what I call „Wirklichkeit“ in order to make a distinction to „Realität“ which could be both translated into „reality“ without exactly meaning the same. „Realität“ to make a simplified definition should mean reality as objectivity in a physical way to which we only get access through perception which should be understand as always a kind of interpretation too based on socialy shaped patterns of understanding etc. Keeping this in mind one could say that we construct (see: constructivism) our own distinct worlds, our own „realities“ in the meaning of „Wirklichkeit“ which we also shape, learn and teach in societies to get a truth who makes us able to act. This understanding of perception as interpretation will be an issue in severel of my „speech acts“ so let's end this for now.
Another problem in doing this translation would be the loss of the spontaneity in which most of my texts are written. But I don't want to think about this problem and the shifting of meaning as just magetive as just loss but as a chance to increase new things, different things in my writing-thinking. The way to see this now and the change which leads to it is the real credit of the persons mentioned at the beginning and the reasons why I am so thankfull.
But for now let's start with some short texts just because there translation might not take too much time...

Short texts Part I

Being a looser doesn't mean to have failed it is not an objective truth beyond socialy built realities. Being a looser means to be made as such by society in order to build a necessity of the system a necessary counterpart within the dialectic of the ruling system. In contrast to this you can confront the world with another reading of the term looser not that of a failed person but that of an unfitting person within the hegemonic reality which allows him only a place she absolutely needs but cannot appreciate without destroying itself. We should instead read „looser“ not as important but unvalued unavoidability of the ruling system but as possibility of Otherness, Difference to which the term hidden but inherently refers. In this reinterpretation of terms as concepts to index the world lies power. The shame of the looser confirms the system but his pride is able to destory it.


The thinkable constructed by the hegemonic reality is build to destroy possibilities as imaginations by categorising it as unthinkable and by negating its articulation and discussion. This is the first totalitarism.


That "animals" "are" food, "black people" "are" too stupid to study and "women" "are" only good for fucking, cooking, cleaning is only "true" insofar our acting and thinking makes it some kind of "true". Our acting and thinking creates these "truths" and keeps them alive. It constructs this apparent objective and natural "truth" which is nothing more than a socially shaped construction. But not fear of arbitrariness should be the answer for the constructedness of the world but the hope of a better possibility. Our acting constructs the world there is non without it but which world, which reality we construct remains open....

Freitag, 21. November 2014

Flüchtige Momentaufnahmen, Provokationen und Gedankenspiele VII

Die Frage ist nicht, ob Gott existiert, sondern welchen ontologischen Status er hat. Gott ist. Aber ist er "nur" eine der wirkmächtigsten Handlungsmotive und Ziele entsprungen aus der Suche nach Sinn oder ist er etwas, dass auch außerhalb der menschlichen Vorstellungswelt existiert...

Einer der Gründe, warum sich die meisten Menschen nicht den großen Problemen zuwenden, dem langfristig zu Lösenden, dem Globalen, dem Kosmischen, wie auch dem Ethischen jenseits der Konventionen, liegt in der Nähe all dieses Großen, Umfassenden, Erhabenen und Kosmischen zum Chaos. Je größer etwas wird oder erscheint, umso mehr entzieht es sich scheinbar unserer individuellen Kontrolle und es entzieht uns damit unserer Sicherheit, die eines der fundamentalsten Bedürfnisse unserer Spezies ist. Statt dem Chaos konstruktiv zu begegnen, ziehen wir uns daher angstvoll zurück in den Schoss der Mutter, in die wärmenden Umarmung der Gesellschaft, um im Kleinen der Illusion fortbestehen zu können.

Entgegen der Unkenrufe konservativer Kräfte stürzt kritisches Denken als Kern wirklicher Bildung, die zur Dekontruktion von Gewissheiten, zur Offenlegung des konstruierten Charakters der Wirklichkeit treibt, die Welt nicht ins Chaos, sondern hat vielmehr die Kraft kreative Energien freizusetzen, Energien der Entfaltung und Gestaltung hin zu einem Anderen, vielleicht einem Besseren und zu mehr Freiheit. Kritisches Denken ist der Todfeind jedweden Systems und muss es sein, um den letztlich immer konservativen Totalitarismus jeder Wirklichkeit zu überwinden.

Die einseitige und verallgemeinernde "Schuldzuweisung", im eigentlichen Sinne eine "Sündenbockstrategie", die eine Übertragungsleistung von Minderwertigkeitskomplexen, Hilflosigkeit, Verzweiflung und Wut ist, an "die" "Juden", "die" "Ausländer", "die" "Flüchtlinge", usw., zeigt erneut eine doppelte Problematik als ihren Kern, nämlich einerseits der eklatante Mangel an Bildung (als kritisches, selbst- und weltreflexives Denken) und andererseits die geringe Beachtung die dieses Bildungsdefizit erhält. Dies ergibt sich nicht zuletzt aus der Geringschätzung sozial- und geisteswissenschaftlicher (Aus)Bildung als eben jene, die an erster Stelle das Potential hat kritisches Denken zu verankern, zugleich aber in ihrem Kern immer auch systemkritisch ist. Die Hilflosigkeit der Politik ergibt sich zu einem großen Teil genau aus diesem Dilemma. Es benötigt die Geringschätzung kritischen Denkens (auch um Herrschaft nicht an Fähigkeiten binden zu müssen), bleibt aber dabei unfähig breitenwirksam die Gründe für diese Auswüchse zu behandeln. Was bliebe ist nur das gewaltsame Einschreiten oder die derzeit favorisierte Hoffnung auf ein baldiges Abebben. Letzteres macht die Prozesse allerdings nicht unwirksam, es reduziert das zerstörerische Feuer nur wieder auf seinen vorherigen Zustand, auf den Schwelbrand aus Unzufriedenheit, mangelnder Beachtung und Anerkennung und deren stärkstem Motor, der Abwesenheit von Bildung als kritischem Denken.

Es ist eine der vielen Paradoxien unserer Wirklichkeit, dass wir behende Mitbestimmung und Engagement anmahnen, auf der anderen Seite, im Job, im Privaten und selbst in der Wissenschaft all dies als negativ behandeln, es unterdrücken und uns stattdessen auf strukturelles Machtgehabe stützen, um unsere vermeintlich selbst erarbeiteten vermeintlichen Autoritäten nicht zu gefährden, auf ein Laufen fokussieren statt auf ein Funktionieren. Die gleichzeitige Anmahnung von Engagement und der Ruf nach "mündiger" Mit- und Selbstbestimmung und dessen Bestrafung kann zu nichts anderem führen als individueller "Geisteskrankheit", Wahn oder Zynismus. Die Selbstgefangennahme, nicht zuletzt resultierend aus mangelnder Bildung des Denkens (Analyse) und Fühlens (Mut), ist unser zum Gott erhobenes Leitbild, die (An)Teilnahme, der Diskurs und das Aufbegehren sind die gelebten Todfeinde dieses Totalitarismus.

Ich glaube an sie, ja, ich glaube ganz fest an sie. Ich habe mich entschieden zu glauben, dass sie irgendwo dort draussen ist, die "Realität". Und dies ist alles was ich kann und nichts unterscheidet mich dabei von anderen Gläubigen. Ich kann an sie glauben, nicht mehr. Die Realität und unsere Welten sind nichts anderes als Glaubenssätze, Gebote. Erfahren kann ich sie außerhalb dieses Glaubens nie. Alles was mit bleibt sind die Wirklichkeiten die ich schaffe...
(aus: Konstruktivistische Reflektionen eines Lebens)

Auch die zu den s.g. "Naturwissenschaften" konstruierten Forschungsbereiche bilden keine "Realität" ab, sondern erzählen uns von einer Wirklichkeit, die sie selbst mitschaffen. Realität abzubilden würde voraussetzen sie außerhalb von Wahrnehmung zu erfassen, da jede Wahrnehmung, gleich durch welche "Brille" oder durch welche "Instrumente" sie erfolgt bereits eine Konstruktionsleistung ist, die von der jeweiligen vorhergehenden Wirklichkeit abhängig ist. Da uns nur die Wahrnehmung bleibt, durch die wir Welt erfahren können, bieten uns auch die Naturwissenschaften nur Konstrukte an, die sie mit Bedeutung ausstatten, zu Narrativen machen. Nur wenn wir den Glauben an die Wahrheit der Naturwissenschaften endlich auch allgemein aufbrechen, haben wir eine Chance die Geisteswissenschaften wieder aufzuwerten, die in ihrer Selbstreflektion bereits weiter vorangeschritten zu sein scheinen...Was dabei entsteht muss keine Verunsicherung sein, sondern eine Wissenschaft, die das Mögliche außerhalb ihrer bisherigen Narrative zu denken imstande ist. Auch entsteht daraus kein Chaos, sondern die Möglichkeit des Schaffens, wenn wir uns nicht mehr auf je spezifische Wahrheiten als Natürlichkeiten berufen können, mit denen wir mit dem Schwert des Zeitgeistes gegen das "Andere" zu Felde ziehen.

Donnerstag, 31. Juli 2014

Kunstprozesse VII

Das folgende Sprechen bildet einen vorläufigen Abschluss, ein vorläufiges Ende des ästhetischen Experiments der Kunstprozesse, deren Thema "Gefangensein" und "Ausbruchverzweiflung" in, bzw. aus der totalitären hegemonialen Wirklichkeit ist, sowie das Experimentieren mit der Stimmung der Melancholie und deren Aufwertung als künstlerisch-intellektuelle Schaffensphase im Sinne ambivalenter antiker bis frühneuzeitlicher Melancholiekonzeptionen entgegen gegenwärtiger Pathologisierungen als "negativ, zerstörerischem, depressiven Zustand" in einer Wel, die das permanente Glücksstreben in einem Unglücklichsein als wirtschaftlichen Motor benötigt und das Denken, insbesondere das Denken eines "Anderen" geringschätzt.
Das folgende Sprechen entspringt melancholischer Weltbetrachtung, die nicht einseitig als Einkehr und Stagnation zu verstehen ist, sondern zugleich einen starken Drang nach Erkenntnis und Ausdruck aufweist, also den Motor spezifischer Weltbetrachtung darstellt. Das Thema ist die Situierung des oder eines Anderen innerhalb hegemonialer Wirklichkeit und ihrer Wertigkeitshierarchie am Beispiel der gegenwärtigen. Es ist zugleich eine rohe Version, die sich perfektionistischer Ästhetik zu entziehen sucht und sich stärker dem Inhalt überantworte statt der immer unzureichend bleibenden Form, es ist erneut ein prozessuales Experimentieren mit ästhetischen Mitteln, infantil und geschwind nach außen drängend ohne Zeit sich konventionell zu formen.
Melancholie I
Was bin ich...
Tangente der Kunst,
Tangente des Denkens,
Nur eine Tangente der Welt
Was bin ich...
Nur ein Teil
euer bedeutungsvollen
Bedeutungslosigkeit
Was bin ich...
Ein Anderes und Entgegen,
Eine fragile Antithese eurer Welt
Eine Sehnsucht zum Ganzen
Was bin ich...
Ein Vieles im Nichts,
Ein Gegen im Dafür,
Ein Fühlen gegen den Wahn
Wo ist mein Platz...
Außerhalb der Dystopie des Vorgefundenen,
Im Schoß verzweifelnder Utopie,
Am Rande eures Seins.

Donnerstag, 17. Juli 2014

Unsagbares gegen das Regime

Das folgende Sprechen soll provozierend etwas Unsagbares erzählen, etwas, dass als ablehnungswürdig erlernt und inkorporiert wird, um das Bestehende zu erhalten, etwas, das kriminalisiert wird und in dessen Kriminalisierung sich der wahre Kern des Kriminalisierenden als Dogmatismus, als Totalitarismus zeigt, der nichts neben sich duldet, keine abweichende Wirklichkeit, will er sich als hegemonial, als Einziges behaupten, das entscheiden darf. Dieses Sprechen ist ein Versuch der Möglichkeit der Selbstbeobachtung des Lesers dieses Sprechens in Bezug auf das hier Gesagte.

Neben den Systemen, die logische Inkonsistenzen aufweisen, gibt es nur zwei Systemtypen, die sich logisch konsistent legitimieren lassen: epistokratische und demokratische.
Dabei vermögen es nur letztere logisch konsistent Abscheulichkeiten wie das Naziregime zu legitimieren. Dies sollte uns genauso zu denken geben, wie die quasi automatische abwehrende Reaktion gegen dieses Sprechen, die in dem Erlernen einer Identität begründet liegt, die in der anerzogenen Inkorporation der Idee der Demokratie begründet liegt, die unser Fühlen steuert und damit unser Denken, mit der die Idee Aufrecht erhalten wird und mit Hilfe dessen alles Neue, Andere als Unmöglichkeit erscheinen soll, als Nichtdenkbarkeit, als Verwerfliches.
Auf diese Weise werden wir alle an das Bestehende gebunden, auf Gedeih und Verderb und das Verderben wird für uns kommen, so wie wir es mit demokratischen Mitteln für so viele andere legtimiert haben.
Lasst uns demgegenüber offen ein Neues, ein Anderes fordern und die Möglichkeit es Denken zu dürfen, um eine neue Wirklichkeit zu errichten, die werde die Millarden Opfer der Massenkonventionen gebiert, noch legitimieren kann oder es nur mit krüppeligen Hilfsargumenten zu verhindern schafft.
Lasst uns eine Wirklichkeit schaffen, in der alles Empfindungsfähige gehört wird, auch jenes, dessen Sprechen bisher versagt wurde weil die Konvention unfähig und unwillens es zu hören ist, lasst uns eine Wirklichkeit schaffen, in der jedes Sprechen gehört wird aber auch jedes Sprechen gewogen. Demokratie heisst Herrschaft der Massen und ihres Glaubens, geschützt von einem Totalitarismus des Denkens und einer unbarmherzigen Bürokratie. Deliberativ-Epistokratie heisst Herrschaft des Diskurses, der Fähigkeit und der Berücksichtigung der Bedürfnisse aller.

Dienstag, 17. Juni 2014

Flüchtige Momentaufnahmen, Provokationen und Gedankenspiele VI

Ein weiteres Problem der Arbeitswelt ist es, dass Arbeitgeber nur allzugern eine Verhaltensweise aufgrund ihrer unreflektierten Vorstellungen bei einem Arbeitnehmer als deviantes Verhalten wahrnehmen und es zugleich zum Problem selbst erklären, wobei dies in der Regel allenfalls ein Symptom ist, um dann darauf aus strukturellen Machtgefügen heraus mit Mitteln sanktionierend eingreifen, die zwangsweise weder das Problem, noch das Symptom bekämpfen können, sondern es allenfalls in dem ewigwährenden Aushandlungsprozess von Herrschaft, den sie nicht mal ansatzweise verstehen oder auch nur erkennen zu neuen Formen der Devianz transformieren. Die Frage ist nicht, was macht der Arbeitnehmer "falsch", sondern warum nehme ich seine Handlungen auf eine bestimmte Weise wahr und warum tut er dies. Die Lösung kann folglich nur in einem wechselseitigen Dialog bestehen, der zugleich zwangsweise die Voraussetzung ist, um überhaupt festzustellen, wo "das Problem" liegt, in einer Ausübung von Herrschaft als dessen was sie implizit ist, ein Aushandlungsprozess, der mehr Devianzen produziert, je stärker mit Machtmitteln hantiert wird, deren Wirkung und Zielrichtung nicht verstanden wird. Das war bisher geschieht gleicht dem Bild eines Arztes, der im Wartezimmer ein Husten wahrnimmt, dies zur Krankheit erklärt ohne den vermeintlichen Patienten zu befragen oder der Ursache auf den Grund zu gehen und einfach bitteres Hustenmittel mit der Macht seiner Autorität und ohne weitere Erklärung als Lösung verabreicht. Was daraus entsteht ist keine Heilung, es die Bekämpfung eines Symptoms, welches nicht mal eines sein muss. In diesem Beispiel würden wir, die Krankenkassen und vielleicht auch andere intervenieren, im Arbeitsleben aber lassen wir diese Perversion und Dummheit jeden Tag zu...

Herrschaft ist ein Aushandlungsprozess. Diese Erkenntnis, die in den Sozial- und Geisteswissenschaften schon seit geraumer Zeit verbreitet ist, scheint jedoch in den alltäglichen Wirklichkeit noch nicht angekommen zu sein.
Weiter wird im Recht, in der Gesellschaft und nicht zuletzt in einem wichtigen Teilbereich, der Arbeit, mit Herrschaft als auf gesetzter Macht basierend hantiert, deren Auswirkungen folglich immer scheinbar "aus dem Nichts" zu kommen scheinen.
Wo vermeintliche Macht starre Strukturen setzt, die den Aushandlungsprozess in ihrer Schaffung negieren (von der Willkürlichkeit basierend auf willkürlichen Wirklichkeitskonstruktionen mal ganz abgesehen), da schaffen sich die Strukturen neu. Die Devianz spielt ihr Spiel. Die Strukturen werden gebogen, umgangen, angeeignet und verändert und zuletzt richten sich starre Strukturen immer gegen das System, das sie geschaffen hat.
Als Bollwerk gegen diesen Starrsinn stehen das kritische Fühlen und das kritische Denken. Ein Individuum, dem eins zu eigen ist, muss Feind des Starrsinns sein.
Setze einem solchen Individuum starre Konventionen ohne Verstand entgegen und es wird zerstören, sich selbst oder das System. Da beide Wege offen sind, müssen wir, um die Fragilität der Störung nicht zu gefährden, alle zu solchen Individuen werden, das kritischen Denken und Fühlen leben lernen.

Selbst die besten Definitionen von Bildung im Sinne von Bildung als Ausbildung des kritischen Denkens übersieht einen zentralen Faktor der letztlich seine Grundlage ausmacht und krankt immer noch an der unreflektierten Dichotomisierung von Vernunft und Gefühl bei Geringschätzung von Letzterem. Demgegenüber muss Bildung auch zur Ausbildung eines kritischen Fühlens führen. Es ist das Fühlen, das unser Handeln aber auch unser Denken in erster Instanz bestimmt, ohne eine Ausbildung des Fühlens bleibt eine Ausbildung des Denkens wirkungslos, ohne Empathie und Bewertungskompetenz des eigenen Fühlens muss das Denken im Bestehenden gefangen bleiben, in der Reproduktion, im Schein des Seienden. Das Fühlen ist es, dass allererst Bedeutung generiert, den Blick auf Eigenes und Anderes lenkt und ihn bestimmt und das Fühlen ist ebenso erlent wie Wissensbestände, Vorstellungen und Handlungsmuster. Das Fühlen ist niemals trivial und sollte niemals so betrachtet werden.

Das (A)andere (s)Sprechen erscheint oft als negativ, auf das Schlechte fokussierend aber das (A)andere (s)Sprechen ist nicht das Gebot, es ist nicht Jesus, der gekommen ist die Welt aus sich selbst heraus zu retten. Das (A)andere (s)Sprechen ist der Teufel als Spiegel, der der Menschheit ihr hässliches Wesen zeigt. Es liegt an ihr, wie sie reagiert. Sie kann den Spiegel wütend zerschlagen, um ihre Fratze nicht mehr ertragen zu müssen oder sie kann es mutig schauen, die Freude der Veränderung feiern und zusehen wie der Schrecken des Spiegels schwindet.
Verlierer sein, heisst nicht versagt zu haben, es beschreibt keine "reales Wesen" einer Person. Verlierer sein heisst, zum Verlierer gemacht worden zu sein, um damit ein Notwendiges des Systems zu schaffen, ein notwendiges Gegenüber in der Dialektik des je herrschenden Systems. Demgegenüber kann eine andere Lesart des Verlierers gesetzt werden, nicht des Gescheiterten, sondern des Nichtpassenden der hegemonialen Wirklichkeit, die diesem nur einen Platz zubilligt, den sie braucht aber nicht würdigen darf. Ein Verlierer nicht als Zwangsläufigkeit des Systemerhalts, sondern als die Möglichkeiten eines Neuen, Anderen, auf die er immer schon verweist. In der Umdeutung von Begriffen liegt Macht. Die Scham des Verlierers bestätigt das System, sein Stolz kann es zerstören...

Sonntag, 8. Juni 2014

Krankheiten einer Arbeitswelt II

Der Ausspruch "Arbeit macht keinen Spaß, sonst hieße es ja Spaß und nicht Arbeit", sowie dessen Abwandlungen, offenbaren die Macht der Konstruktion von Wirklichkeiten, wie wir sie alle täglich vornehmen, indem dieser Ausspruch eine Wirklichkeit erst schafft im Sinne von reproduziert, die er vorgibt nur zu beschreiben.
Er ist ein gewaltsamer und totalitärer Akt, der jedwedes Andere als Möglichkeit vernichtet, zu einem Undenkbaren macht und sich selbst als einzige Alternative, als einzige "richtige" Alternative setzt.
Er ist damit zugleich ein Bewältigungsmuster einer erfahrenen Wirklichkeit am Beispiel des Arbeitnehmers, der so seine eventuelle Unzufriedenheit als persönliches und nicht strukturelles Problem fasst und es mit der implizit enthaltenden Aufforderung der Korrektur bewältigt. Damit wird einer Struktur sowohl eine "Natürlichkeit", eine "Zwangsläufigkeit" unterstellt, als auch diese von "Schuld" freigesprochen, um jene Schuld allein sich selbst aufzubürden. Damit bestätigt diese Aussage, die zugleich als Wahrnehmung im Sinne einer Interpretation des vermeintlich Vorgefundenen eine Struktur und kettet das Individuum an diese.
Diese Aussage kann aber auch bewusst strategisch eingesetzt werden, indem beispielsweise ein Arbeitgeber damit für sich eine Unmöglichkeit schafft, bestehende Strukturen zu verändern, verändern zu müssen, u.a., indem dem Fühlen des Arbeitnehmers jedewede Relevanz aufgrund einer Unabänderlichkeit abgesprochen wird. Auf diese Weise können "liebgewonnen", wunderbar "einfache" und nicht zuletzt auch ausbeuterische Strukturen Aufrecht erhalten werden.
Die Erkenntnis der Konstruktionsleistung ist der erste Schritt zum Widerstand und zur Befähigung neue, erträglichere Wirklichkeiten zu schaffen, statt sich selbst in und an bestehende zu ketten.
Gleiches gilt jedoch auch im umgekehrten Fall solch einseitger Zuschreibungen als Konstruktionen von Wirklichkeit.
Auch Aussprüche wie "Arbeit muss Spaß" machen kann ausbeuterischer und zerstörerischer Früchte tragen und zu unerträglichen Wirklichkeiten werden, indem es den Individuen abverlangt, so fühlen zu müssen. Diese zerstörerische Wirkung liegt in den Zerwürfnissen des Selbst begründet, die dadurch hervorgerufen werden. Gefühle zeigen Bewertungen an, sie sind das körperliche und kognitive Ergebnis dieser. Im Abverlangen dieses Ergebnisses, bei gleichzeitiger Nichtteilung der diesem zugrunde liegenden Wertigkeit, muss es zum Zerwürfnis des Selbst kommen, das, im schlimmsten Fall und durch kapitalistische Logiken gestützt, zu einer Selbstverurteilung führt, die sich eine eigene Schuld am Nichtfunktionieren zu eigen macht.
Um eine erträglichere Wirklichkeit zu schaffen, die weitestgehend ohne diese Totalitarismen und zerstörerischen Qualitäten auskommt, ist es nötig, dass ich alle Akteure (selbst)relfexiv bei der Schaffung des (sozialen und emotionalen) Raumes "Arbeit" einbringen und einbringen können.
Dies müssen sowohl Arbeitgeber, als auch Arbeitnehmer, sowie oftmals leider eher euphemistisch genannte "Unternehmensberater" endlich erkennen.
Dabei ist dies zugleich nur ein aber doch eben ein Punkt, warum Machtpositionen grundsätzlich durch epistokratische Richtlinien begründet sein müssen, denn nur epistemische Vorteile, verbunden mit
ethischen Richtlinien, vermögen es, diese zerstörerischen Kräfte zu bannen. Der erste Schritt besteht im Erkennen.

Donnerstag, 5. Juni 2014

Krankheiten einer Arbeitswelt

Es ist erschreckend anzusehen, dass die meisten Firmen, insbesondere was die Mitarbeiterführung angeht, noch immer in Vorstellungen des 19. Jahrhunderts gefangen zu sein scheinen und sich als totalitäres System ausbilden. Die Firma wird nicht als sozialer Raum begriffen (mit allen den blinden Flecken, die sich daraus ergeben, sowie den Unfähigkeiten bestimmte Prozesse zu erkennen oder nachhaltig gegenzusteuern), sondern als Maschine, dem die Mitarbeiter als Maschinen untergeordnet sind, was zugleich zu Ausbeutungsprozessen führt, solchen des Körpers oder solchen der Seele. Anerkennung der Mitarbeiter und nachhaltige Mitarbeiterpolitik, die nicht nur eine hohle Phrase, entsprungen dem Zeitgeist firmenpolitischer Inszenierung sind, sind kaum zu finden. Statt mit den Mitarbeitern, wird gegen sie gearbeitet, sie werden zum bloßen Funktionieren getrieben, manchmal flankiert durch undurchdachtes und floskelhaftes "Teambuilding" und andere "Motivationsspäße". Statt sich eingehender damit zu befassen (und damit auch einen Mangel zuzugeben, um ihn beheben zu können, aus Angst vor Status- und damit Autoritätsverlust), werden Sanktionen angewandt, völlig ungeachtet ihrer Konsequenzen oder auch nur eines ansatzweisen Verstehens dieser. Sanktionen produzieren letztlich fortwährend deviantes Verhalten und machen so weitere Sanktionen nötig, um das System, die Struktur am Laufen zu halten. Dabei sinkt nicht nur das produktive Potential einer Firma auf ein Minimum (es gibt keinen schlechteren Arbeiter als einen gezwungenen Sklaven), sondern es degeneriert die Firma auch in sozialer und moralischer Hinsicht hin zu einem Nullpunkt, eben zum totalitären System. Dieses Spiel läuft so lange weiter, bis die Strukturen brökeln und nicht selten die ganze Firma als unflexibles bürokratisches Moster zerstören oder bis die Mitarbeiter nach und nach zerstört werden, mit all den bekannten Folgen. Demgegenüber stellen einige Firmen einen schnellen Durchlauf, einen Verbrauch der Mitarbeiter, der nicht nur jedwede Formulierung von Nachhaltigkeit schon im Munde faulen, sondern die Firma letztlich weiter degenerieren lässt. Diese Prozesse führen letztlich zu dem Ergebnis, vor dem Geschäftsführungen eigentlich Angst empfinden, dem Verlust von Status und Autorität. Sie agieren aus Machtpositionen und nicht aus Statuspositionen heraus und können so nicht anders, als letztlich Formen sklavischer Mitarbeiter mit großem devianten oder (selbst)zerstörerischem Potential, die nur mit weiteren Sanktionen und damit Statusverlusten einhergehen, zu produzieren. Der einzige Ausweg besteht in einer ernsthaften Fokussierung auf die Statusdimensionen, die nur in einem gemeinsamen Miteinander aufgewertet werden kann.

Mittwoch, 4. Juni 2014

Gefühlsautomaten

Die zuerst durch Arlie Hochschild untersuchte "Kapitalisierung  der Gefühle" erstreckt sich auf alle Dienstleistungsbereiche und darüber hinaus.
Nicht nur FlugbegleiterInnen, sondern ebenso generell Serviceangestellte bis hin zu den oft mangelhaft bezahlten Call Center Agenten werden unter dieses Paradigma des ewig spezifischen Glücklichen gestellt, das den Profit garantieren und maximieren soll.
Sie alle werden damit Teil einer Ausbeutungspraxis mit totaler Kontrolle des Selbst, sie alle werden zu Gefühlsmaschinen, denen ein eigenes Fühlen verwehrt wird, sie alle werden in einen weiteren Abgrund des obersten Gebots des "Funktionierens" gestoßen.
Dies führt zu Entfremdungen mit dem Selbst, mit all seinen Konsequenzen für Körper und Psyche. Wenn auch gleichwohl jedes Fühlen erlernt ist, so wird in der Ausbeutung des Fühlens in der kapitalistischen Arbeitswelt jedoch jedwede Freiheit, jedwedes Andere unterbunden.
Je stärker dabei zugleich die, nicht zuletzt in perfider Weise als Drohungen gebrauchten, Ängste vor Arbeitsplatzverlust einhergehend mit sozialen Partizipations- und Anerkennungsverlust, sowie die finanziellen Nöte ins Spiel kommen oder besser, gebracht werden, umso größer werden die psychischen Verwerfungen des Selbst, muss es doch einerseits ein positives Fühlen hervorrufen und ist es doch andererseits in einer Situation permanenter Bedrohung gefangen.
Fühlen wird zum Kapital, dass genutzt werden kann, um seine Chancen zu verbessern, so könnte man positiv einwenden, die Selbstkontrolle steigert den Marktwert, jedoch gibt es keinen Raum der Freiwilligkeit, es wird gefordert und nur diejenigen, die am meisten angepasst sind und damit (Gefühle basieren prinzipiell auf Bewertungen) das System am meisten bestätigen, können ihre Fähigkeit als gewinnbringend einbringen, jedoch nur zum Preis einer Transformation ihrer Werte, ihrer Identität und ihres Privatlebens unter die Anforderungen des Marktes.
Aus der Fremdausbeutung wird so eine Selbstausbeutung, die sich einreiht und gleichberechtigt neben die Ausbeutung des Körpers stellt.
Damit zeigt sich die ganze Perfidität des Systems. So wird der (mittlerweile selbst wieder zurückgehende) Rückgang der körperlichen Ausbeutung gefeiert und als Erfolg verbucht aber letztlich mit der Ausbeutung der Seele erkauft...

Samstag, 31. Mai 2014

Kunstprozesse VI

Das Bad

Zurückgesunken in den warmen Anfang,
Eins sein, als unzerissen vor dem Beginn.
Entfliehen, einen Moment nur in die Ruhe vor dem Sturm,
Dahinzugleiten in gedankenfreier Schwerelosigkeit.
Im ewigwährenden Moment, dem Tod, der Welt, dem Selbst entrinnen.
Nur ein Moment nicht Sein noch Streben.
Äonen Leben im Davor.

Zurückgeschleudert in die Welt, ins Tosen, Hämmern, Sein.
Der Welt das Selbst zurückgegeben, zerissen nicht allein.
Die Schwere zerrt zur Schwermut, drängt zum Heben,
Des Prometheus ew'ge Wiederkehr des Ganzen.
Zurückzugeh'n heisst Sterben, das Leben nur als Schreckens-Schein.


So folgt ein Rest als Epilog, leicht erfrischt, mit Mut die Schwere überwinden,
Nicht Zwangsläufigkeit des Seins, vielmehr einem Neuen,
einem anderen Sein entgegenstreben.
Weniger Prometheus sein, denn Welterschaffer,
Zerstören und dem Leben geben, einen neuen, erträglicheren Schein.

Kunstprozesse V

"Sozialisiertes Selbst"
Die erste Ebene dieses Dreiklangs ist das Selbst vor der Gesellschaft letztlich leere Projektionsfläche, auf die das Selbst sich mit Hilfe von Kultur, Gesellschaft und Biographie in wechselseitiger Ausprägung (ab)bilden kann und zu einem Quasi-Individuum werden.
Die zweite Ebene ist in sich geteilt. Sie ist das Verstecken an Möglichkeiten hinter dem kulturellen, sozialen und biographischen Möglichen und Denkbaren einer konkreten raumzeitlichen Verortung.
Zugleich ist sie das breite Verschleiern dessen was als Selbst geworden ist, um die die dritte Ebene, die vordergründige Maske "rein" zu tragen und der konkreten Anforderung einer spezifischen Struktur zu erfüllen, eine Rolle auf der sozialen Bühne der Welt zu spielen gemäß des Erwarteten und der Sicherheit.






Donnerstag, 29. Mai 2014

Das Kreuz mit den Chromosomen



Auch das biologische Geschlecht muss letztlich als konstruiert entlarvt werden, es muss sich auflösen und damit einen Prozess zu Ende führen, den es während der Konstruktion sozialer Rollen aus ihm beschreitet, indem es sich, bei genauerer Betrachtung, selbst in diesem verliert. Es bleibt nur als oberflächlicher, willkürlicher und zur Lächerlichkeit verallgemeinerter Referenzbereich und als Symbol zurück. Als dieses muss es zerstört werden, um in diesem Zug auch die an ihm gekoppelten sozialen Rollen zu vernichten. Es muss zerstört werden, um zu zeigen, dass hinter ihm nichts liegt, nichts außer einer Willkür, in deren Anblick sich auch die sozialen Rollen auflösen.

Die Biologie als Wissenschaft, auf die als Begründung des Referenzbereichs verwiesen wird und die selbst ein Konstrukt darstellt (mit spezifischen Methoden, Gegenstandsbereichen, Fragestellungen, Wahrnehmungen), konstruiert das biologische Geschlecht mit, indem sie sich selbst beschränkend bestimmte Beobachtungen zusammenfassend als Unterschiede kategorisiert, die also eine Möglichkeit aus vielen wählt. Dies betrifft den Unterschied selbst, sowie seine Teile und Betrachtungsebenen. Auf diese Weise wird kein Unterschied der Chromosomen bestritten aber dieser Unterschied ist nicht das Geschlecht, sondern ein Teil seiner Erklärung, auf die nicht fokussiert werden muss und der sich auf anderer Ebene verflüchtigt. Er verschwindet z.B., wenn man stattdessen die Gleichheit favorisiert, wenn man anderen Ebenen betrachtet, jene, auf der Mann und Frau die gleiche Anzahl an Paaren haben oder auf der beide aus den gleichen Bestandteilen bestehen. Die Suche nach Unterschieden, die vorher bereits angenommen werden, lenken den Blick und bilden nur eine der möglichen Wirklichkeiten aus.
Mit der Wahrnehmung der Unterschiede unter dem spezifischen Blickwinkel, wird dieser Unterschied erst mit Bedeutung ausgestattet, der der Kultur nicht vorgängig ist, nicht sein kann. Auf diese Weise schafft die Biologie das Geschlecht als Unterschied, als Herausgriff aus dem Möglichen und lädt ihn mit Bedeutung auf, verdichtet das Gefundene zur Kategorie, die sie zugleich glättet, ebnet, idealisiert.
Damit wird nicht die Möglichkeit der Wahrnehmung eines Unterschieds negiert, sondern die Zwangsläufigkeit dessen, sowie seine an den Rändern immer ausfransenden und zu diesem Zweck generalisierende Konstruktion. Allein die Fokussierung und Benennung eines zum Unterschied erhobenen Andersseins, welches sich in Dichotomisierungen in den Alltag ergießt, beinhaltet bereits die Zuschreibung von Bedeutung, die der Kultur nicht vorgängig ist. Auch das biologische Geschlecht ist in erster Linie ein Wahrnehmungserlerntes.

Um den Unterschied der Chromosomen als irgendwie Existentes aufrecht zu erhalten, kann das biologische Geschlecht jedoch zerlegt werden, in seine Bestandteile als „real“ Existentes, zu dem es jedoch keinen der Kultur vorgängigen Zugang gibt und in eines, auch von der Biologie mitkonstruiertes alltägliches Wahrnehmungsmuster und vereinfachten Wissensbestand.
Gerade Letzteres ist letztlich nur ein kaum verstandener Referenzbereich, der als naturalisierte Begründung, als Letztargument der sozialen Konstruktion fungiert, um die Bedeutungen abzusichern. Bei genauerem Hinsehen entleert es sich und bleibt als Hülse zurück.

Um dies abschließend noch einmal zusammenfassend zu verdeutlichen:
Was ist der Grund, warum der Unterschied zwischen den Chromosomen (und der weiteren zur Kategorie zusammengefassten Merkmale) so bedeutend ist, dass er eine eigene Kategorie bekommt und bspw. der Unterschied in der Anzahl der Atome (Körpergröße usw.) nicht? Der Grund ist die Bedeutungszuschreibung, die sich aus der vorher bereits geschaffenen Wirklichkeit ergibt, der auch die Biologie angehört.

Ein paar Anmerkungen scheinen als Erklärung noch wichtig.
Es geht nicht darum, die Konstruktion von Wirklichkeiten, was Unterschiede und Bedeutungen einschließt, ja ihr Kern sind, als grundsätzliches Problem anzusehen. Alle kulturellen Wesen, von denen der Mensch bisher nicht das einzige aber komplexeste ist, können nicht anders, ja müssen sogar der Welt Bedeutungen  zuschreiben, Unterschiede entwickeln und festschreiben, um überhaupt handlungsfähig zu sein. Das Problematische sind die konkreten Ausprägungen und deren Legitimation durch "Natürlichkeit", die selbst ein Konstrukt darstellt. Unterschiedliche Wirklichkeiten können unterschiedliche Welten schaffen, die sich  unterschiedlich auf die Wesen der Welt auswirken, sie können im ethischen Sinne besser oder schlechter sein.
Es gilt also vielmehr sowohl die Konstruiertheit von allen Elementen der Wirklichkeit aufzuzeigen, den  Wirklichkeiten einen Referenzbereich zur Bewertung zur Seite zu stellen und mit Hilfe der Dekonstruktion  "schrecklicher" oder gewaltsam hegemonioaler Wirklichkeiten oder ihrer Teile ein Tor für Neues zu öffnen.

Mit anderen Worten gesprochen:
Die Wahrheit zu töten, heisst nicht, den Menschen ins Chaos zu stürzen. Es heisst, den Menschen hin zu einer größeren Handlungsfreiheit, zu einem freieren Denken zu begleiten. Es heisst, ihn vom sozialen Zwang der  vermeintlichen Natürlichkeit allen Seins seiner Welt zu befreien. Das ist die Gabe und das Vermächtnis  konstruktivistischer Philosophie und Kunst.

Kunstprozesse IV

"Das Weiß "

Das Weiß,
fransend, unscharf,
gerahmter Körper.
Die Projektion,
Sein und Sollen,
es muss doch passen.
Das Fertig,
flüchtig, fragmenthaft,
gewaltsam willkürlich.
Das Ende,
Verschwinden des Selbst
zum gerahmten Bunt.
Kein Ausweg,
Erinnerung und Sinn,
es bleibt die Projektion.

Mittwoch, 28. Mai 2014

Flüchtige Momentaufnahmen, Provokationen und Gedankenspiele V

Denken...Kunst...Sein...Risse im starren Gefüge betonierter Wirklichkeiten...Hammer und Hacke, Feuer und Schwert...das Leid ist eine neue Wirklichkeit wert...

Kunst kann ein Versuch sein, das Unsagbare zu erzählen, mit Hilfe eines anderen Sprechens, dass sich den Regeln des Sagbaren zu entziehen sucht. Kunst öffnet Welten.

Bildung muss kritisches Denken sein und kritisches Denken kann nicht anders als Wirklichkeiten zerstören. Hierin liegt die Furcht aller Wirklichkeiten, denn alle Wirklichkeiten sind konservativ.

Das von der hegemonialen Wirklichkeit produzierte Denkbare ist geschaffen, um Möglichkeiten als Vorstellbares zu vernichten, indem es jene als nicht denkbar kategorisiert, dessen Artikulation und Diskussion negiert. Dies ist der erste Totalitarismus.

Ein System, dass sich nur mit Hilfe eine utopischen beständigen Wachstums am Leben halten kann und dafür Bedürfnisse nach materiellem Besitz lehrt, während es gleichzeitig die Möglichkeiten zu dessen Erwerb ungleich verteilt, prouziert zwangsweise Mechanismen, die es gleichzeitig kriminalisieren muss, um sich zu erhalten. Ein solches System ist eine Krankheit.

Dienstag, 27. Mai 2014

Ethik gegen Recht und Gesetz

Ethik gegen das Gesetz? Kann so etwas, darf so etwas, muss nicht alles dem Gesetz Untertan sein?
Die alltagsweltliche Kontraintuivität einer Ethik gegen das Gesetz die zu solchen Fragen führt, entstammt dabei den tief in der (sozialen) Identität verwurzelten und als "heilig" im durckheimschen Sinn wirkenden Dogmen der hegemonialen Wirklichkeiten, deren blinde Gefolgsleute wir sind, indem wir sie erschaffen und von denen wir uns befreien müssen, denn...

Ehtik und Gesetz sind nicht gleich.
Sie entstammen völlig unterschiedlichen Sphären, auch wenn sie zuweilen  Berührungspunkte haben mögen.
Das Gesetzt entstammt der Sphäre der Ordnung, einer Ordnung, des Recht-Habens im doppelten Sinn, der Konvention des Massenkonservatismus.
Der Ethik hingegen geht es um Gerechtigkeit, die jedoch nicht wie oft getan in eine analoge Gesetzessphäre zurückgewürgt werden darf, wie es Gerechtigkeitsbegriffen ergeht, die sich auf negative Rechte "gleicher, freier und autonomer Wesen" kastrieren.

Ehtik ist ein Anderes und Höheres.
Würden wir die Ethik ernsthaft unter das Gesetz stellen, so könnte wir nicht einmal die Greuel des 3. Reichs verurteilen. Alles was bliebe wäre zu sagen, es war ein anderes Recht.
Gerechtigkeit kann nur über und oft auch gegen das Recht stattfinden. Das Recht über die Ehtik zu stellen, ist nicht weniger als der Rückfall in konventionelle Barbarei, die keinen Bezugspunkt mehr hat, keine Legitimation einer Veränderung abseits des langsam zuckenden Massenabgeschmacks, nur eine Wirklichkeit, nur ein Sprechen.

Das Recht als oberste Instanz kann uns nicht retten, es macht uns nur zu Arendts Eichmann.
Allein die Ethik als sich fortwährend Entwickelndes, die sich fortwährend neu Konventionen widersetzen muss, die vor ihr, nach ihr, in ihr wachsen, kann Wirklichkeiten schaffen, bessere.

Hofiert nicht das Gesetz, nicht eine Ordnung, sondern lebt Gerechtigkeit.

Freitag, 16. Mai 2014

Illustrationen I

Eine spontane Illustration ein paar älterer Zeilen von mir...diese soll als Vorlage dienen für eine ausgereiftere Arbeit...


Donnerstag, 15. Mai 2014

Kunstprozesse III

Im Folgenden einige Prozesse trotz meines beschränkten künstlerischen Vokabulars und meiner mangelnden Grammatik...


"Kampf gegen eine Wirklichkeit"

Hier soll der Kampf gegen die hegemoniale soziale und die kulturelle Wirklichkeit gezeigt werden, der notwendig im Prozess der Bildung als kritischem Denken stattfinden muss, dessen Nicht-abfinden-wollen-und-können in verzweifelter Wut oder Resignation kulminieren kann, da sich Wirklichkeiten als immer konservative Systeme zu erhalten suchen, bzw. von den Akteuren alle Mittel angewendet werden, um sie zu erhalten. Anderes und Neues machen Angst und schaffen Unsicherheit, da sie Verhaltens- und Denkmuster zerstören, sie machen Willkür, wenn sie "Wahrheit" und "Natürlichkeit" einer Wirklichkeit als Konstrukte entlarven. Der Akteur, der im Bild nur durch seine Handlungen präsent ist, kratzt, schabt, schneidet, sticht und schlägt, symbolisch als Instrumente des Denkens, auf die spezifische Wirklichkeit ein und erzeugt so, wenn nicht durchbrechend, doch ein lückenhaftes Zerrbild einer zur Realität postulierten Wirklichkeit.




"Gefühle"
Es handelt sich dabei um einen Versuch in möglichst reduktionistischer bildhafter Komplexität Gefühle als sozio-kulturell erlernte Denk-, Wahrnehmungs- und Bewältigungsmuster körperlicher Erregungszustände und zugleich erlernte und geforderte Stützen sozialer Anforderungen, Identitäten und Strukturen zu erfassen. Gefühle sind beides, "biologisch" und "kulturell", zu deren erster Ebene wir aber nur Zugang über kulturelle Wahrnehmungsmuster (welche auch "Naturwissenschaften") sind, haben.
Gefühle sind ein Dazwischen und verwischen an ihren Rändern, der sozialen Zuordnung und der biologischen, sie sind eins als beides zugleich. Gefühle sind eine Auswahl wahrnehmbarer Körperprozesse, die gedeutet, mit Bedeutung versehen und normiert, die zu Mustern und "Objekten des Lebens" werden, die die Wahrnehmung der körperlichen Erregungszustände lenken und beeinflussen. Sie stützen soziale Strukturen, Wirklichkeiten, Identitäten und sind die Ursachen unseres Handelns, die wir mit unseren auf unserer Idee vom rationalen Selbst basierenden Gründen verschleiern.

Die Darstellung des Menschen entspringt dabei dem Zyklus "Projektionsflächen", der generell Wesen als Projektionsflächen zeigen will und auf der konstruktivistischen Vorstellung beruht, dass wir keinen Zugang zu einer "wahren Natur" eines Wesens haben können, sondern nur Vorstellungen von und Projektionen auf dieses.



"Kunst(griff) gegen eine Kunst(Vorstellung)"
Hierbei geht es um die Regeln der Kunst, wie sie in Vorstellungen vom "KunstGENUSS" und vor allem noch stark im Kunstunterricht an Schulen einengend und wertend eingesetzt werden und so Scham und Angst vor eigenem künstlerischen Schöpfen hervorrufen können, wenn Vokabeln (Techniken) und Grammatik (Arrangements) nicht unreflektierten Postulaten und Konventionen von "ästhetisch", "künstlerisch", "gut", "schön" entsprechen. Es geht um Kunst als immer auch Diskurs, der nicht so sehr das Sagbare festlegt, jedoch teils die Mittel in ihrer Ausführung beschränkt, nicht so sehr durch die Künstler, als durch allgemeine Vorstellungen von Kunst und ihrer Prädikate und den Mechanismen des Kunstmarkts. Demgegenüber wird eine Kunst gesetzt, die sich dem widersetzen will, die ermutigend sein will und das Scheitern gemessen an eigenen und fremden Zwängen selbst als eigene Qualität begreift, als eigenen Prozess der Erkenntnis im Sinne einer Reflektion über Kunst.

Das gescheiterte Kunstprojekt selbst wird zur Kunst in seinem Scheitern und führt über dieses Hinaus hin zu einem Reflektieren über Grenzen des auch in der Kunst und als Kunst Sagbaren, vor allem in seinem "Wie". Die Verlegung des Kunstobjekts in ein neues Setting ist dabei zugleich ein Kunstgriff eigener Unzulänglichkeit Sinn zu verleihen statt durch diese mit Hilfe von Folgeprozessen inkorporierter Regeln (Gefühlen) die "Regeln" EINER Kunst(Vorstellung) zu (re)produzieren. Ich habe mich daher bewusst entschieden, den Bereich der Darstellung zu wählen, indem ich am wenigsten eigenen und allgemein kunstästhetischen Erwartungen zu entsprechen fähig bin.




Dienstag, 13. Mai 2014

Kunstprozesse II

Die folgenden Zeilen sind ein Versuch durch einen extremen Reduktionismus auf einzelne Begriffspaare, Kernbegriffe sozialen Existierens in einer besonders hervorstechenden Dimension ihrer aktuell-konkreten Ausprägung zu erfassen. Es soll der Versuch einer Übersetzung des Abstrakten in eine konkrete Form des Vorgefundenen sein, reduziert auf eine der Kerndimensionen der konkreten Ausprägung, dem bald auch eine bildliche Verarbeitung folgen soll.


Norm - Funktionieren

Gefühl - Kontrolle

Bildung -Bestrafung

Anders - Verbrechen

Leid - Entgrenzung

Wirklichkeit - Wahnsinn

Mittwoch, 7. Mai 2014

Kunstprozesse I

In diesem Zyklus geht es um die Öffnung zur und das Experimentieren mit "Kunst" im weitesten Sinne, um das Spielen mit Ästhetisierungen, das Ausprobieren neuer Wege des Sprechens und ihren Veränderungen des Gesagten. Es sind spontane, aus intellektualisierter kunstästhetischer Sicht sicherlich "primitive", "infantile" Versuche, die ihr prozesshaftes Ringen jedoch absichtlich nicht verschleiern. Es ist ein Probieren eines temporären Ichs, das nicht zuletzt ermutigen soll, sich ebenfalls auszuprobieren, sich in den Strom des prozesshaften und künstelerischen zu begeben und einer reduktionistischen Intellektualisierung eine Absage zu erteilen, Kunst nicht als eine Wirklichkeit begreifen soll, sonder als eine Vielheit an Wirklichkeiten des prozesshaften Experimentierens mit Ausdruck.




Warum Geisteswissenschaften, wozu Philosophie, warum Moral, Kritik, wozu denn Denken?! Die Welt, sie funktioniert auch ohne gut.

Das Leben als Funktion.

Nur der Verrat birgt Arbeit, Lohn und Anerkennung.

Das Leben als Funktion.

Loyalität entzieht sich diesem Wesen und öffnet Welten. Vordringen tief in des Pudels Kern und zugleich der Blick herab aus weiter Ferne. Hinter dem Schein der Funktion wartet Schönheit und Schrecken.


Was ist Kunst?
Kunst ist ein Anderes, als andere Form eines Existenten, als Form eines Anderen zur Existenz.

Was ist Kunst?
Kunst ist eine Perspektive, ein spezifisches Erleben, Fühlen, Denken.

Was ist Kunst?
Kunst ist Kritik, Kritik an Wahrnehmung und Welt, ein Öffnen neuer Welten.

Was ist Kunst?
Kunst ist Reflektion, von Gesellschaft, mir und anderen.

Was ist Kunst? Was ist ihr Wesen?
Was ist Kunst?


Und vor ihm offenbarte sich die Welt in all ihren Facetten. Als der hässlich-schöne Misthaufen mit den Mistkäfern, die unentwegt den Kot ihrer Zivilisation von einem Ende zum anderen rollen, mit den Blumen, die sich lieblich duftend der stinkenden Ödnis die sie ernährt und erstickt emporankend widersetzen. Er wollte lachen und weinen über das immer gleiche Spiel des Gewimmels Ordnung in das Chaos zu bringen, die doch nur neues Chaos gebiert. Das ewig währende blinde Streben faszinierte ihn. Er wollte lachen und weinen aber alles was er konnte war das Spiel stumm und reglos betrachten. Nach Äonen der Betrachtung wandte er sich schließlich ab...


Dort stehen sie am Rand
des ach so feinen Bürgers,
am Rande eines Randes nur
in hohler Leiblichkeit befangen.
Sind Körper nur, nicht Leben, bloß Funktion.
Ein Ich zur Norm erhoben,
das Recken ihrer Wirklichkeit,
die Perversion als Sinn,
hoch in die Luft nach oben.


Der Stachel

Der Schmerz
Vergeh, doch bleib!
der Sinn
im Einen
wie im Anderen

Das Leben
vergeh, doch bleib!
zu sein
im Einen
wie im Anderen

Der Tod`
vergeh, doch bleib!
im Leben
wie im Sinn
ich bin!

Diese Zeilen sind eine infantile und reduktionistische Verarbeitung der Komplexität und Paradoxie des Lebens anhand im Moment des Entstehens als zentral gedachter Begriffe, die sich jedoch im Verlauf in überbordender Sinnhaftigkeit verliert.
Es steht diesen Zeilen keine Vorstellung voran, sie sind vielmehr Aneinanderreihungen dieser Begriffe in einem paradoxen Streben, die erst im Verlauf des Schreibens durch ihre quasi intutive Strukturierung das Sinnganze produzieren.
Der Text ist unbearbeitet, um die Momenthaftigkeit des Intuitiven nicht zu zerstören oder einer falschen Perfektion Vorschub zu leisten.
Vielmehr sollen sich die Gedanken des Moments in ihm abbilden, die spontane Entwicklung, die Brüche und Lösungen sollen präsent bleiben.
Wie der sich entwickelnde Sinn ist daher auch die Struktur intuitiv. Das unbehaglich ungereimte Wiederholen mündet in der einzigen, ebenso spontan entstandenen Reimung, die zugleich eine emotionale Loslösung zeitigen soll, eine runde Lösungen der kantigen, stachligen Paradoxien.

Flüchtige Momentaufnahmen, Provokationen und Gedankenspiele IV

Ein großes Problem der unter dem kapitalistischem Paradigma stehenden Arbeitswelt ist die Idee einer Firma oder eines Betriebs als "Gelddruckmaschine" hierarchisch übergeordneter Weniger. Demgegenüber muss eine holistisches Gegenmodell gesetzt werden, dass eine Firma als sozialen Raum begreift, als Raum des Austauschs, des gegenseitigen Lehrens und Lernens, des sozialen Miteinanders, der Anerkennung und Wertschätzung, der persönlichen Entwicklung, als Aushandlungsprozess. Dies ist kann einer der Schritte sein, hin auf eine erträglichere Wirklichkeit...

Dass Tiere zum Fressen da sind, dass Schwarze zu dumm sind zum studieren und dass Frauen nur für Kinder, Küche und Kirche taugen ist nur insofern wahr, als dass wir es durch unser Handeln wahr machen. Unser handeln erschafft diese Wahrheiten und hält sie am Leben, unser Handeln ist es, das eine zur scheinbaren Objektivität und Natürlichkeiten konstruierte spezifische Wirklichkeit schafft. Aber nicht die Angst vor Willkür sollte die Antwort bleiben, sondern die Hoffnung auf ein Besseres. Unser Handeln schafft die Welt, sie ist nicht ohne es. Welche Welt wir schaffen aber steht nicht fest...

Die Bürokratie ist der Gipfel des Totalitarismus, sie ist die Mutter des modernen Schreckens, sie gebiert eine Wirklichkeit in der keiner verantwortlich aber alle Schuld sind. Die Bürokratie ist die totale Herrschaft der Struktur, sie ist die Absage an das Denken, eine Absage, die in uns allen als begrenzte Wesen angelegt ist. Wir alle können Arendts Eichmann sein...Ihr entgegen steht das Bollwerk der leidenschaftlichen Denkens im vollen Umfang des Begriffs, des leidenschaftlichen kritischen Denkens, das keine Zeit mehr hat, keinen Raum, dem nur noch wenige Refugien bleiben, die scharf bewacht werden.durch die vermeintlichen Gewissheiten der Massen. Wenn das Denken im Wert schwindet bleibt nur die Erziehung der Ästhetik, die ein Fühlen gegen die kalte Barberei schaffen muss. Vielleicht ist eine sich diesen Strukturen verweigernde Kunst somit die einzig verbleibende Waffe gegen den bürokratisierten Kapitalismus...

In nahezu jedem Bereich wird in unserer gesellschaftlichen Wirklichkeit Kompetenz gefordert und selbst Bildung wird als leere Worthülse noch gefeiert. In nahezu jedem Bereich, außer der Führung.
Dies gilt für die Politik, deren Kompetenzvoraussetzung theoretisch nicht gegeben ist, sich praktisch aber in der Juristerei ergießt, in der Anwendung und Auslegung von Gesetzen, nicht in deren kritisch-philosophischer Betrachtung, nicht in Ethik, in Philosophie, Soziologie, Psycholgie, Kulturwissenschaften, kurzum, in keinster Weise in Bereichen, die zum Verständnis von sich selbst und Gesellschaft oder in dem reflektierten Umgang mit Sollens-Sätzen liegt.
Dies gilt ebenso für den Unternehmensbereich, der sich völlig dem kapitalistischen Paradigma verschreibt und in den Menschen nachwievor als willfährigen und zu unterwerfenden Faktor sieht.
Sozialkompetenz, Kenntnisse in Arbeitssoziologie und -psychologie, ganz zu schweigen von deren kritischer Betrachtung oder gar ethische Grundlagen, die über deren Karrikatur als "Firmenphilosophie" hinaus gehen, sucht man vergebens.
Entsprechend wird geherrscht und dies in Unkenntnis um die Mechanismen von Herrschaft, mit einer Hoferiung der Macht, gestützt allein durch die Struktur, die selbst niemals thematisiert wird, ja aus Sicht der konservativen Herrschaft nicht werden darf.
Geleitet wird mit Macht, dem Zwang zum Gehorsam, dem Zwang zur Unterwerfung unter diese Wirklichkeit, die jedwede Kritik im Keim ersticken muss und in ihrer Unfähigkeit tut.
Je mehr und je aggressiver jedoch die Macht zur Herrschaft treibt, umso mehr sinkt die oft unteschätzte Kraft des Status, des "Freiwilligen", das "Anerkennen", des vertrauensvoll Folgenden und nicht durch Peitschen Getriebenen.
Zugleich sinkt mit jeder Ausübung von Macht der Status, der mit mehr Macht beantwortet werden muss, um die Herrschaft zu behaupten. Der Status verschwindet jedoch nicht, sondern siedelt sich neu an, er kann wachsen und gedeihen bei all jenen, die dieser Herrschaft nicht folgen.
Die größte Schwäche dieser Armut an Erkenntnis ist zugleich die Quelle der größten Macht ihrer Gegner. Nur der Status als freiwilig Gegebenes ist fähig eine Macht zu entfachen, die die alten Strukturen in Fallem steckt und Herrschaft als das offenbart, was all jene nicht verstehen, als Aushandlungsprozess, als fragil, als angewiesen auf das Folgen.
Es wird Zeit Herrschaft, ob im Unternehmen oder der Politik endlich auf eine Basis zu heben, die allein sich rechtfertigen kann, auf Erkenntnis, Kompetenz und die Fähigkeit sich selbst und andere, eigene und fremde Strukturen im Lichte der Kritik sehen zu können, den Aushandlungsprozess ernst zu nehmen und nicht zu ignorieren. Sicht nicht auf Strukturen stützen und sie mit Gewalt am Leben halten bis sie aus Unkenntnis endgültig zusammenbrechen und Energien freilegen, die mehr als Neues erschaffen, sondern alles zerstören können.
Es muss eine Herrschaft des Status, des Diskurses und der Kenntnis sein.

Ich bin Emotionsforscher, ich bin privilegiert, ständig erschließen sich mir neue Gefühle, neue alte Gefühle, die längst im Papierkorb der Geschichte gelandet sind. Ich will sie alle erleben, die Täler, die Berge, die Fluten und Donnerwetter, den Sonnenaufgang und -schein, den gleißend hellen Tag und die tiefschwarze Nacht. Gefühle sind das Leben, sie sind das Tor zur Welt, zu allen Welten.
Schluss mit dem Dogma des ewig spezifisch "glücklichen", schluss mit der Vermarktung und Instrumentalisierung der Gefühle, schluss mit der kapitalistischen Ausbeutung des Fühlens. Beginnen wir die Reise in die Welt und hören wir auf Gefühle regulieren und sanktionieren zu lassen.
Die Gefühle mögen nicht unsere eigenen Erfindungen sein aber sie sind unsere eigenen Empfindungen. Öffnen wir uns, leben wir sie, leben wir das Leben selbst. Wiederbeleben wir die Melancholie, die Schwermut, die Ehre, die tobende Leidenschaft der Verliebtheit, beleben wir sie alle wieder und leben wir sie. Beleben wir das Leben, erfreuen wir uns an der Vielfalt, zerschlagen, lehren und erweitern wir die Welt in und durch uns. Lernen wir wieder neu fühlen!
Verwerfen wir den emotionalen Kleingeist und wenden wir uns der Welt zu. Vielleicht, nur vielleicht schaffen wir so einen neuen Zugang zur Welt, zum "Guten, Schönen, Wahren", das allein die Welt bewahren kann.
Ich sage nicht: "Denke nicht!", ich sage "Denkt UND fühlt!", denn nur das Denken kann uns von den tief verwurzelten Schranken des Fühlens befreien.
Ich sage: "Beginnt jetzt! Denkt und fühlt den fühlbaren Moment!"
Wenn ihr glücklich seid, so seid es, wenn ihr traurig seid, seid es! Seid es und denkt nicht an die Maschinen um euch herum, kümmert euch nicht um "Stärke" und "Schwäche"! Führt euch selbst in diese Freiheit, denn es wird keinen neuen Propheten geben...

Politik, da sie der Lebenswelt Grenzen setzt und Richtung gibt, sie formen will, muss selbst über dieser stehen, sie muss deren Einflüsse, ihren konstruierten Charakter erkennen, dekonstruieren. Tut sie dies nicht, läuft sie Gefahr nur unhinterfragt eigene Lebensentwürfe zu verabsolutieren. Politik selbst erfordert somit den höchsten Grad an kritischem Denken, an Selbst- und Weltreflektion, um wirkliche Legitimität, die nur in erkenntnistheoretischer und ethischer "Überlegenheit" bestehen kann, zu erzeugen. Grundlage politischer Ausbildung muss insofern zwingend Philosophie sein, die, obwohl Teil der Welt, auch außerhalb, über und neben ihr stehen kann. Solange dies nicht gegeben ist, entspricht Politik und die von ihr produzierte Moral lediglich einem primitiven Konformismus unterschiedlicher Ebenen. Sie kann somit keine Geltung beanspruchen.

Wie die Idee der "gewaltfreien Gesellschaft", arbeiten auch Ideen wie der "Anarchismus" oder die Idee von der "westlichen Gesellschaft, in denen es ja allen gut geht" mit begrifflichen Reduktionen.
In dem der Inhalt von Begriffen wie "Gewalt", "Herrschaft" oder "gut gehen" ideologisch reduziert wird, wird eine Wirklichkeit geschaffen, die in der Tat als "gewaltlos", "herrschaftsfrei" oder "für alle gut" Geltung beansprucht. Dies ist die wirklichkeitserzeugende Macht der Sprache.
Das "Negative" wird begrenzt, nicht kommunizierbar gemacht, sprachlich eliminiert und kontrolliert, den "Gewaltbetroffenen", "Beherrschten" und denjenigen, denen es "schlecht geht", wird die Möglichkeit der Artikulation entzogen, ihr Sprechen wir dem Diskurs entzogen.
Die Inkonsistenz und ideologische Prägung der Begrifflichkeiten und Diskursregeln wird verschleiert. Das Sprechen scheint so nur das je Vorzufindendene wiederzugeben, ganz im Gegensatz dazu schafft es das Vorzufindende jedoch selbst. Das System schützt sich mit der Meinungsfreiheit gegen diesen Vorwurf, erschafft jedoch die Regeln des Sprechens, vermittelt sie, lehrt sie und bestraft das Abweichen immer. Meinungsfreiheit ist nicht die "Freiheit" des Sprechens, sondern die "Freiheit" des Sprechens im vorgegebenen Rahmen.
Sprach- und Diskursanalyse sind Kritik, das Sprechen ist Widerstand, Konstruktivistische Philosophie und Kunst in diesem Sinne das Lehren eines Sprechens.

Sonntag, 30. März 2014

Das Sprechen

Die folgenden Zeilen sind ein Plädoyer für das scheinbar Unbedachte, für das oberflächlich Chaotische,
gegen das Allgemeine. Inspiriert haben mich dazu letztlich viele Gespräche, wie sie wahrscheinlich viele kennen, sowie eine konkrete Person und ihre Erfahrungen, der ich für diese Inspiration sehr dankbar bin.
Gespräche über das was allgemein als "Kultur" gilt, "Politik", "Zeitgeschehen", ja selbst "Kunst(genuss)",
in denen sich die Allgemeinheit von sich selbst abheben will. Etwas über das Gesprochen werden muss, weil es allgemein ist, alle betreffend aber in denen jeder ausgestoßen wird, der das Sprechen darüber scheinbar nicht beherrscht. Nicht der Diskurs ist der eigentliche Ort dieses Sprechens, sondern das "Geplapper", ein streng reguliertes Sprechen, in welchem sich die sprechende Allgemeinheit von einer nur betroffenen Allgemeinheit abheben will. Das Ganze stellt einen Versuch dar, zugleich anders über das Sprechen zu sprechen, als es allgemein gewohnt scheint. Ob es mir gelungen ist im Sinne wie ich es wollte, kann ich nicht beurteilen. Ich bin kein Poet, kein Lyriker, bewege mich nicht bewusst in deren diskursivem Rahmen, sondern lehne mich allenfalls an, verarbeite nur mir bekanntes Schönes, schaffe also in begrenztem Sinne meinen eigenen Diskurs, der aus allgemein poetischer oder lyrischer Sicht wohl wenig schön genannt werden wird. Es ist eine Übung in anderen Formen des Sprechens, die sich aus mir bekanntem Sprechen speist, mehr nicht. Es bleibt momenthaft, unegenügend, roh. Die Protagonisten dieses Gesprächs über das Sprechen sind ebenfalls nicht mit de Inhalt, der diesen Zeichen allgemein gleichkommt zu verwechseln. Sie sind keine Vollständigkeit, kein allgemeines Urteil, sie sind nur Konnotationen und sollen als solche verstanden werden. Sie sind daher im Text auch nur als Sprechendes verkürzt angegeben.


Gesrpäch über das Sprechen

Teilnehmer:
k: die Kunst
p: die Philosophie
m: die Masse

k: ich hasse!
m: das tust du nicht!
k: nun doch.
m: du magst nicht leiden können, wütend und verärgert sein, doch hassen: nein!
p: was ist denn hass?
m: es ist ein übel, ein gefühl, ein extrem, verachtenswert.
p: woher sag masse, weisst du das?
m: ich bin es, die dir das sagt.
p: und was du sagst, dass ist nur dein, von dir geschaffen und nur für dich allein. so gibst du vor was fühlen ist, bewertest, sprichst und alles sei dir untertan. nicht die natur erschuf dies fühlen, erst du gabst ihm den namen, seinen sinn. doch dieser ist nicht der der kunst, ihr hass nicht dein. letztlich ist alles was du sagst, dass sie nicht in deinem sinne sprechen kann.
k: ach dann zünd ich mal die kerzen an.
m: wie dumm! unpassend! wirr!
p: und wenns so wär, doch welten über dir.
m: erklär!
p: zerstört hat sie dein sprechen, deine regeln, sich geltung gegen dich verschafft.
in deiner welt ist sie das chaos, doch offenbart sie nur die fesseln, macht frei und ist doch eigentlich kein chaos, eine neue ordnung nur, die dir den spiegel zeigt, die vielheit statt die einfalt honoriert.
statt blind zu sprechen, deine welt zu leben, hat sie dir eine andere gegeben. sie zeigt wie eingeschränkt du bist, wie wenig du doch siehst, wie vielen regeln du doch unterliegst.
unüberlegt soll sie wohl sein, doch wer mag unüberlegter sein? der der spricht und blind des sprechens ordnung folgt und nicht sieht, wie daraus nur eine welt von vielen folgt? oder jener, der offenbart, dass das sprechen eine ordnung hat, eine von vielen, der man nicht folgen muss doch kann.
erst im zerstören zeigt sich vielen die struktur, die welten schafft.
ihr zerstören nun hat eine kraft, die deine "freiheit" schwindeln macht, die viel mehr zu offenbaren wagt,
als dein ewig gleiches sprechen, das ALLES andere zerstört.
sie ist nicht dumm, nicht unüberlegt, noch wirr, nicht chaos, sondern kunst, das neue, alte, andere.

Montag, 24. März 2014

Polemik gegen die Wirklichkeit

Selbst so scheinbar harmlose und „selbstverständliche“ Konzepte wie „Professionalität im Job“, verbergen einen aggressiven Imperativ der Form: „Pass dich der hegemonialen Wirklichkeit an! Funktioniere! Erkenne die Ordnung an! Frag nicht, denke nicht! Oder spüre den Zorn!“ Ein Ausscheren, ein Verweigern, ja selbst die Kritik dieser Wirklichkeit, an diesem „Heiligen“ der Gesellschaft unter kapitalistischem Paradigma, wird mit dem Stigma des „Anders-seins“, der „Radikalität“, des Chaos oder einer ganzen Reihe von anderen versehen und ist mit erlernten sozialen Handlungsanweisungen des Strafens versehen, wie der Aberkennung von Status, der sich in „Produktivität“, „Ordnung“, usw. reduktionistisch und ideologisch kanalisiert, ja selbst mit Armut und Ausschluss, um die Ordnung, die Gewissheiten und vermeintlichen Sicherheiten nicht zu gefährden, kurz, mit einer Vielzahl an emotionalen Gewaltakten, die im Erlernen des „richtigen“ Fühlens bereits angelegt sind. Freilich existieren Gegenwirklichkeiten, Alternativen aber diese werde wie selbst der Selbstmord der hegemonialen Wirklichkeit eingegliedert, bestätigen sie statt sie in Frage zu stellen. Sie werden geduldet, da sie die hegemoniale Wirklichkeit nur tangieren, sie berühren aber nie in Frage stellen können. Tun sie dies, so greift die Strafe. Lasst uns dies erkennen und Sie Stück für Stück zerstören, ihr Stück für Stück eine andere entgegensetzen. Lasst uns Lyotards Patchwork der Minderheiten schaffen und lasst uns eine Wirklichkeit bauen, die erträglich für alle sein kann.

Samstag, 15. März 2014

Plädoyer für das Fühlen

Ich bin Emotionsforscher, ich bin privilegiert, ständig erschließen sich mir neue Gefühle, neue alte Gefühle, die längst im Papierkorb der Geschichte gelandet sind. Ich will sie alle erleben, die Täler, die Berge, die Fluten und Donnerwetter, den Sonnenaufgang und -schein, den gleißend hellen Tag und die tiefschwarze Nacht. Gefühle sind das Leben, sie sind das Tor zur Welt, zu allen Welten.
Schluss mit dem Dogma des ewig spezifische "glücklichen", schluss mit der Vermarktung und Instrumentalisierung der Gefühle, schluss mit der kapitalistischen Ausbeutung des Fühlens. Beginnen wir die Reise in die Welt und hören wir auf Gefühle regulieren und sanktionieren zu lassen.
Die Gefühle mögen nicht unsere eigenen Erfindungen sein aber sie sind unsere eigenen Empfindungen. Öffnen wir uns, leben wir sie, leben wir das Leben selbst. Wiederbeleben wir die Melancholie, die Schwermut, die Ehre, die tobende Leidenschaft der Verliebtheit, beleben wir sie alle wieder und leben wir sie. Beleben wir das Leben, erfreuen wir uns an der Vielfalt, zerschlagen, lehren und erweitern wir die Welt in und durch uns. Lernen wir wieder neu fühlen!
Verwerfen wir den emotionalen Kleingeist und wenden wir uns der Welt zu. Vielleicht, nur vielleicht schaffen wir so einen neuen Zugang zur Welt, zum "Guten, Schönen, Wahren", das allein die Welt bewahren kann.
Ich sage nicht: "Denke nicht!", ich sage "Denkt UND fühlt!", denn nur das Denken kann uns von den tief verwurzelten Schranken des Fühlens befreien.
Ich sage: "Beginnt jetzt! Denkt und fühlt den fühlbaren Moment!"
Wenn ihr glücklich seid, so seid es, wenn ihr traurig seid, seid es! Seid es und denkt nicht an die Maschinen um euch herum, kümmert euch nicht um "Stärke" und "Schwäche"! Führt euch selbst in diese Freiheit, denn es wird keinen neuen Propheten geben...





Dienstag, 11. März 2014

Flüchtige Momentaufnahmen, Provokationen und Gedankenspiele III

Was sind Gefühle? Wie können wir sie beschreiben, was können wir von ihnen lernen, was können wir glauben?
Was wir spüren sind körperliche Erregungszustände, die wir anhand der Skala "positiv" und "negativ" einordnen und dann, gemäß des Kontextes und der durch die Gesellschaft bereitgestellten Muster zur Gefühlen formen.
Die Formung wirkt auf das Wahrnehmen zurück und bewertet. Gefühle sind also Muster des Wahrnehmens und Kommunizierens. Und ich höre den Aufschrei, das stumme Aufbegehren gegen solch "konstruktivistisches Hexenwerk", das "entzaubert", uns der Gewissheiten und unserer Wahrheit beraubt, uns einengt, uns nur als geformte Produkte zurücklässt.
Aber der Konstruktivismus ist mehr, er ist der Weg in eine neue Freiheit. Wenn die Erregungszustände und die Konventionen in denen wir sie kanalisieren alles sind, dann können wir uns und die Gesellschaft sich entscheiden. Was soll Hass sein, sollen wir hassen, zürnen, abwerten? Wir haben die Freiheit Gefühle zu bauen. Aus der Enge des Geformten entspringt so die Freiheit des Formens. Nicht eine "Entzauberung" ist das Ergebnis, sondern eine Transformation vom Wunder der "Wahrheit" zum Wunder der "Entscheidung".
Der Konstruktivismus führt uns nicht in ein enges Gefängnis, sondern auf den Berg, auf dem wir, das Tal endlich überschauend, uns neu entwerfen können, in der das Schaffen, das Denken und letztlich auch die Moral ihre Geltung erhalten.

Toleranz ist ein Dogma, ein Idol, ein Götze unserer Zeit und Welt.
Toleranz ist zu etwas "Heiligem" im Durkheimschen Sinne geworden, gemacht worden.
Als solcherart "Heiliges" stellt es einen zentralen Wert dar, auf den hin uns die Gesellschaft einschwört.
Betrachtet man jedoch diesen Wert genauer, so unterscheidet er sich nicht von all den anderen, im Kern leeren, willkürlich füllbaren und gefüllten Wertkonstruktionen, die zur Identitätsbildung und als politische Kampfbegriffe dienen.
Jeder beansprucht ihn als einen Begriff, seinen Wert, den er spezifisch füllt, den er seiner Wirklichkeit, seiner spezifischen uznd exklusiven Wirklichkeit einverleibt. Auch Toleranz ist somit ein mit spezifischen Ausgrenzungsbemühungen ausgestatteter Hohlwert, der unterschiedliche Inhalte aufweisen kann, als etwas "Heiliges" sich aber als unangreifbar setzt, als Zwangsidentität, als Teil des "Guten, Wahren, Schönen".
Dabei birgt auch und gerade dieser sein Gegenteil, das "Häßliche, Falsche, Schlechte" in sich. Toleranz ist auch ein Begriff der Intoleranz.
Das zu Ertragende ist begrenzt und muss es auch, entgegen der unreflektierten Beteuerung seiner Reinheit und Heiligkeit, auch sein. Dies erkennend zeigt sich, dass alle gängigen Toleranzbegriffe keine qualitativen, sondern allenfalls quantitative Unterschiede aufweisen, nur Verschiebungen des als zu ertragen konstruierten.
Ein qualitativer Unterschied kann erst beginnen, wo dies erkannt wird.
Nicht die Worthülse Toleranz als Kampfbegriff zur Hervorhebung der Superiorität der eigenen Wirklichkeit oder zur Denunziation anderer, inferiorer Wirklichkeiten, gilt es zu stärken, sondern offen und bewusst eine Füllung, die eine größtmögliche Erträglichkeit für alle garantiert, eine Wirklichkeit also, die bewusst auswählt und in der der Götze der Toleranz zum Werkzeug wird, zum Mittel und nicht zum inhaltsleeren oder vermeintlichen idealen Heiligen degeneriert.
Statt das Ertragen der eigenen, unreflektierten Wirklichkeitskonstruktion zu fordern, gilt es, die Wirklichkeiten kritisch zu prüfen, jede einzelne. Nicht Toleranz ist das Heilige, sondern eine erträgliche Wirklichkeit zu schaffen.

Die Wahrheit zu töten, heisst nicht, den Menschen ins Chaos zu stürzen. Es heisst, den Menschen hin zu einer größeren Handlungsfreiheit, zu einem freieren Denken zu begleiten. Es heisst, ihn vom sozialen Zwang der vermeintlichen Natürlichkeit allen Seins seiner Welt zu befreien. Das ist die Gabe und das Vermächtnis konstruktivistischer Philosophie und Kunst.

Immer noch ist eine Form aristotelischer Rhetorik vorherrschend, in der Politik, den Medien und selbst der Populärwissenschaft. Es ist eine Rhetorik der "allgemeinen Wahrscheinlichkeit", die das Motto stellt. Nicht das "Wahre, Gute und Schöne" ist ihr Zweck, sondern jenes, welches die Masse für möglich, denkbar, annehmbar hält. In diesem Sinn werden ihre Diskurse durch den Konservatismus der Massen bestimmt. Sie ist schmeichelnd, anbiedernd, gewinnsüchtig und reproduziert lediglich bereits Gegebenes. Sie ist die Krankheit der Demokratie wie wir sie leben. Eine Ablehnung dieser Rhetorik bedeutet jedoch nicht, Erkenntnis und Moral nicht angemessen zu kommunizieren, sie bedeutet, den Zweck hin zu eben jenem "Guten, Wahren, Schönen" zu verschieben, zu einer Rhetorik der Gerechtigkeit und nicht des gewinnsuchenden Schmeichelns, hin zu einer Rhetorik, die sich in ihren Inhalten nicht dem Gusto und unreflektiertem vermeintlichem Willen der Massen prostituiert, kurz, eine Rhetorik didaktischer Epistokratie anstelle statt kapitaldemokratischer Demagogie...

"Mann" und "Frau" existieren, wie alle sozialen Kategorisierungen, nur als eben solche Konstrukte deren Aufgabe es ist, die vorgefundene Welt notwendig zu strukturieren. Sie sind damit willkürlich, dem Sozialen nicht vorgängig, sondern Produkte dessen. Diese Sicht leugnet nicht, dass es innerhalb des Diskurses "Biologie" Unterschiede gibt. Diese Sicht beachtet jedoch, dass die Zuschreibung von sozialen Rollen und Bedeutungen aufgrund dieses Wahrnehmungsfokus, ja selbst die Wahrnehmung derselben, "willkürlich" genannt werden muss. Ebenso denkbar wäre grundsätzlich eine Wahrnehmung und Bedeutungsbelegung aufgrund der Körpergröße anhand von Kategorien wie jenen "über 1,90m groß" und "unter 1,90m groß", bei denen erstere als "superior" und letztere als "inferior" gekennzeichnet wird und an welche sich soziale Rollen anschließen, die ebenso scheinbar auf "Natürlichkeit" verweisen. Beide Varianten, das Geschlecht wie auch die Größe, lassen sich ebenso in einen jeweiligen, sie legitimierenden Diskurs überführen und beide bleiben letztlich konstruiert, entsprungen dem Bedürfnis nach Ordnung und Sicherheit, nach Gewissheit und Handlungsfähigkeit.

Dienstag, 25. Februar 2014

Verstehen als ein Missverständnis - Gegenkapitalistische Polemik auf Grundlage des Sprechens

"Du verstehst mich nicht" ist eine Anklage und zugleich das grundlegende Wesen des Sprechens. Es ist zugleich ein (affektbezogener) Gewaltakt hegemonialer Wirklichkeit.
Es gibt kein Verstehen im absoluten Sinne, sondern nur Grade abnehmenden Missverstehens. Unser Sprechen strukturiert unser Sein und ist strukturiert durch dieses, durch kulturelle, soziale und biographische Bestände, aus denen das "Ich" sich und sein Sprechen bildet.
Wir sprechen daher nicht eine Sprache, sondern unendliche viele quasi-individuelle. Das Verstehen als relationales Verstehen hängt damit davon ab, wie kongruent unsere jeweilige Wirklichkeitskonstruktionen sind. Das Verstehen als Forderung setzt eine hegemoniale Wirklichkeit voraus und durch.
Mit anderen Worten, das Verstehen hängt nicht vom Sprechen ab, sondern vom bereits vorher existenten Verstehen, welches anzugleichen versucht wird. Auf diese Weise schafft das Sprechen in seinen Diskursen Konformität.
Dies täuscht jedoch nicht darüber hinweg, dass jede Kommunikation als Kommunikation einer Wirklichkeit in eine andere hinein einer Bedeutungsverschiebung in sich trägt, die jedes System bis zu ein em gewissen Grad gemäß seiner Vorstellungen auszugleichen wünscht.
Gut zu beobachten ist dieses Phänomen im Bereich der Wissenschaftssprache und der Forderung an diese, verständlich sein zu müssen, sich herab zu begeben, sich zu vereinfachen, sich aufzugeben.
Dies setzt voraus, dass zu Begriffen geronnene Vorstellungen/Vorstellungsketten, ganz Diskurse, Singularitäten des Wissens und der Erkenntnis entsponnen werden müssen, mit der damit einhergehenden Reduktion und Verschiebung ihres Inhalts und so kaum mehr als "einfache", "vereinfachende" Grundüinzipien übrig bleiben, die sich der Logik des "leichten Konsums" des Kapitalismus unterwerfen.
Diese Logik wird durch Diskursregeln aufrecht erhalten, wie jenen der Zuschreibung von Arroganz als Bewältigungsmittel "sprachlicher Superiorität".
Der Weg darf jedoch nicht jener der Vereinfachung sein, wo diese sich selbst genügt und nicht das Komplexe vorbereitet. Nicht die Vereinfachung der Erkenntnis, die der Komplexität des Seins widerspricht und die Massen kontrollierbar macht, sondern die Verkomplizierung der Massen ist das Mittel der Heilung. Das Moment der Angleichung des Verstehens soll nicht auf Vereinfachung zielen, sondern auf tieferer Durchdringung dessen, was die Welt im innersten Zusammenhält.
Damit verbunden ist eine Aufwertung des Denkens, der Kontemplation vor dem Handeln und als Handeln, entgegen kapitalistischer Produktionslogik, entgegen reduktionistischem Funktionieren als Systembaustein und entgegen der Logik des schnellen und einfachen Konsums. Das Denken des Alltags muss Raum zur Komplexität bekommen und das Denken der Reflektion darf Vereinfachung nur da zulassen, wo es der Komplexität, der Bildung dient. Statt eines kapitalistischen Verstehensbegriffs soll und muss ein deliberativ-epistokratischer entstehen, nur so ist ein Hauch von Freiheit vor und von uns möglich.